Der AStA der Uni Münster führt zwei aufeinander aufbauende Veranstaltungen zur Kritik der Bevölkerungsbiologie durch.
Die Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr. Die Veranstaltung am 12.12. findet im Occupy-Camp statt. Die Veranstaltung am 19.12. voraussichtlich auch, das wird kurzfristig noch bekanntgegeben. Dort ist ein nagelneus winterfestes beheiztes Zelt. Servatiiplatz, nähe Iduna-Hochhaus, an der Promenade, Paul-Wulf-Statue, nähe Bahnhof (jetzt dürfte es jede_r finden).
Am 12. Dezember referiert der Journalist Michael Billig über die Rassenhygieniker an der Uni-Klinik Münster nach 1945. Eugeniker und Bevölkerungsbiologen, die an der rassenhygienischen Sterilisierungs- und Vernichtungspolitik der Nazizeit aktiv beteiligt waren, wurden nicht nur Dekane an der Uni-Klinik, sondern trugen zum Teil auch dazu bei, dass die Ideologie der Eugenik auch nach 1945 in Deutschland und weltweit Verbreitung fand.
Daran anschließend wird am 19. Dezember auf die Quellen Thilo Sarrazins eingegangen. Sarrazin selber ist ja weder Mediziner, noch Begabungsforscher, Entwicklungspsychologe, Genetiker oder Genealoge. In seinen Quellen bezieht er sich auf Wissenschaftler, die ihrerseits auf deutlich rassistische Magazine wie „Mankind Quarterly“ zurückgreifen, einem Magazin, welches vom Nazi Verschuer mitgegründet wurde, womit sich der Zusammenhang zur ersten Veranstaltung hergestellt ist.
Die Veranstaltungen finden statt im Occupy-Camp, Servattiplatz, passend unter der Paul Wulf Statue. Bei Unwetter oder Räumung der Camps werden die Veranstaltugen im S1 im Schloss stattfinden.
Archiv der Kategorie 'Geschichte'
„Selbst ›aufgeklärte‹ Menschen, die vielleicht bei einer rassistischen Bemerkung zusammenzucken, werden ohne weiteres charakterbedingte Mängel einer nicht näher definierten ›Unterschicht‹ auflisten. Sie kommen dabei unweigerlich immer wieder auf Ignoranz, Promiskuität und Faulheit. Wenn sie die weiße (…) Arbeiterschicht karikieren, haben sie kaum Hemmungen: deren Geschmack ist ›kitschig‹, ihre Gewohnheiten sind ungesund und ihre Ansichten hoffnungslos intolerant und engstirnig.“ Ein Artikel von Michael Zander in der Jungen Welt, 26.08.2011 Lesen
Von Andreas Kemper
Ein Verweis auf die neue Arranca! – Don‘t look back in anger
Als Reaktion auf die letzte Arranca! mit dem Schwerpunkt „Bodychek“ habe ich einen Artikel zum Thema Klasse und Körper nachgeschoben, da in der Schwerpunkt-Nummer kein Artikel zu diessem Thema zustande gekommen ist. Hier der Artikel Klassenkörper. (mehr…)
Der Titel ist irreführend. Es geht vor allem um Revolte, Leitbilder und Utopie. Der Vortrag erscheint mir hochaktuell in Zeiten des Pragmatismus, der Wiederkehr von selbsternannten Kreuzrittern, der Aufstände in Tottenham und anderen britischen Städten und einem Bildungssystem, welches Arbeiterkinder systematisch ausgrenzt und dem Kultusminister vorstehen, die in ihrer Karriereorientierung ihre Dissertationen plagiierten. An einigen Stellen ist Bloch antiquiert („Wahrer Mann, wahres Weib“), aber so wie er von Marx sagt, dass dieser es ablehnte, als Marxist bezeichnet zu werden, so ist es prinzipiell durchaus im blochschen Sinn, Blochs Philosophie genderspezifisch zu korrigieren. Das Youtube-Video wurde von „denkentutgut“ eingestellt und er hat einige Passagen aus dem Vortrag zusammengefasst. Diese Lektüre ersetzt aber keinesfalls den Vortrag: (mehr…)
Von Andreas Kemper
Am 27.06.2011 beschloss der Bundesvorstand der CDU das Programm „Bildungsrepublik Deutschland“, in dem es heißt:
„[…] treten wir für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung des Zwei-Wege-Modells in allen Ländern ein: Gymnasium und Oberschule. Neben dem Gymnasium ist die Oberschule ein weiterer und gleichwertiger Bildungsweg, der Hauptschul- und Realschulgang miteinander verbindet. Er ermöglicht beide Bildungswege und -abschlüsse und öffnet einen Weg entweder in die berufliche Bildung oder zur allgemeinen Hochschulreife. Daneben respektieren wir integrative Systeme und funktionierende Haupt- und Realschulen vor Ort, wo dies dem Elternwillen entspricht.[…]Bildungsrepublik Deutschland
Diese als modern dargestellte Forderung gehört bereits seit 50 Jahren zum Repertoir konservativer Schulpolitik (Helmut Schelsky: Anpassung oder Widerstand? Soziologische Bedenken zur Schulreform, Heidelberg 1961). Allerdings scheinen die Argumentationen Schelskys vor exakt einem halben Jahrhundert fortschrittlicher zu sein, als die des CDU-Bundesvorstandes. Der CDU geht es bei der Zusammenlegung von Haupt- und Realschule um zwei Ziele: Bewältigung demografischer Probleme und Ermöglichung eines verbindlichen Bildungskanons. (mehr…)
Floran Dieckmann in einem Beitrag für Spiegel Online,15.06.2011:
„Der Deutschen Burschenschaft droht die Spaltung. Sie hat Rassevorschriften erlassen, die selbst erzkonservativen Studenten zu weit gehen. Nun soll eine Verbindung aus dem Dachverband ausgeschlossen werden – denn ein Mitglied hat asiatische Gesichtszüge.“
Vor ziemlich genau einhundert Jahren wurden in einigen Universitätsstädten die Studierenden erstmals durch „Allgemeine Studierenden Ausschüsse“ (AStA), statt durch Burschenschaften repräsentiert. Auch heute gibt es merkwürdigerweise noch Burschenschaften und der Klassenkampf der damaligen Mittelschichtsstudenten gegen den Alleinvertretungsanspruch der elitären Verbindungen ist nur in der Weise weiterentwickelt worden, dass nun auch Frauen, Lesben, Schwule, ausländische Studierende und Studierende mit Behinderungen eigene Repräsentationsorgane entwickelt haben. Arbeiterkinder werden von der Mittelschicht in einer ähnlichen Weise „mitrepräsentiert“ wie Annodazumal die Burschenschaften die Studierenden aus der Mittelschicht „mitrepräsentierten“.
Von Andreas Kemper
Karl Marx spricht bereits in seinen Frühschriften vom Vorrang der Arbeiteremanzipation im Kampf gegen alle Knechtschaftsverhältnisse, da diese nur „Modifikationen und Konsequenzen dieses Verhältnisses“ seien:
„Aus dem Verhältnis der entfremdeten Arbeit zum Privateigentum folgt ferner, daß die Emanzipation der Gesellschaft vom Privateigentum etc., von der Knechtschaft, in der politischen Form der Arbeiteremanzipation sich ausspricht, nicht als wenn es sich nur um ihre Emanzipation handelte, sondern weil in ihrer Emanzipation die allgemein menschliche enthalten ist, diese ist aber darin enthalten, weil die ganze menschliche Knechtschaft in dem Verhältnis des Arbeiters Zur Produktion involviert ist und alle Knechtschaftsverhältnisse nur Modifikationen und Konsequenzen dieses Verhältnisses sind.“ Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte, 1. Manuskript
Gegen diese Analyse wandten sich spätestens seit den 1960er Jahren verschiedene Bewegungen, vor allem die Frauenbewegung. (mehr…)
Von Andreas Kemper
Vor einigen Monaten gab es gegen Sarrazin aufgrund seines Lettre-Interviews ein Parteiausschlussverfahren. Der Politikwissenschaftler Gideon Botsch hatte in einem Gutachten zu Sarrazin mitgeteilt, dass Sarrazins Äußerungen im Lettre-Interview „eindeutig rassistisch“ seien und sich dabei auf die Rassismus-Definition von Albert Memmi berufen. Hierzu äußerte sich die Landesschiedskommission folgendermaßen: (mehr…)
Von Olaf Götze
Die amerikanische Bildungskredit – Geschichte
Privatschulden in den USA sind kein unbekanntes Phänomen und Bildungskredite spielen dabei eine mittlerweile immer wichtigere Rolle.
Studis – Online (www.studis-online.de) schreibt, dass mittlerweile ein Drittel aller Privatschulden der US-Amerikaner aus Bildungskrediten bestehen, insgesamt 800 Mrd. US-Dollar im Umfang. So die volkswirtschaftliche Sicht auf die Dinge. Hinter diesen Zahlen stehen aber auch unzählige Einzelschicksale von Menschen, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben durch Bildung sich verschuldeten und deren Schulden durch die hohe Zinslast immer weiter ansteigen – bis zu 200.000 US-Dollar Schulden, welche in Einzelfällen auf bis zu 500.000 US-Dollar anstiegen. Hoch verschuldet sind dabei nicht nur UniversitätsabsolventInnen, sondern auch Menschen die sich in verschiedensten Ausbildungsberufen unter anderem für Gesundheitsberufe an kostenpflichtigen Schulen haben aus- und weiterbilden lassen. (mehr…)
Von Andreas Kemper
Diese Frage kam während eines Vortrages von Michael Hartmann auf. Es ist zu befürchten, dass in den Gremien und Selbstverwaltungsorganisationen der Studierenden überdurchschnittlich viel Akademikerkinder sitzen. Die Studierenden werden repräsentiert durch Studierendenvertretungen wie bspw. den ASten. Der Großteil dieser Studierendenvertretungen ist zusammengeschlossen im „freien zusammenschluss der studentInnenschaften“ (fzs). Diese Organisationen sperren sich gegen eine anonyme Erhebung der Zusammensetzung nach sozialer Herkunft. Ein schlechtes Omen. (mehr…)
Unter dem Motto „Jetzt reden wir“ findet am 15. April in Berlin eine Demonstration der Heimkinder statt. Hier ist die ofizielle Website: http://jetzt-reden-wir.org
Wir ehemaligen Heimkinder wurden über Jahre hinweg in meist kirchlichen Heimen systematisch gedemütigt und misshandelt, viele von uns auch sexuell missbraucht und als „Arbeitssklaven“ ausgebeutet. Wir waren den Jugendämtern und dem Heimpersonal schutzlos ausgeliefert.
Lange Zeit hat man uns zum Schweigen gebracht, doch…JETZT REDEN WIR!!!
Verschiedene ehemalige Heimkinder beschuldigen Bischof Mixa, von ihm und von Nonnen in den 70er Jahren mehrfach ins Gesicht geschlagen zu worden sein. Ein Audio-Beitrag von Bayern 3 mit dem Originalton eines ehemaligen Heimkindes:
http://www.br-online.de/bayern3/bayern-3-der-mittag/mixa-pruegel-heimkinder-ID1270037301039.xml
Bereits in der Weimarer Republik berichtete Otto Rühle in seinem Buch „Zur Psychologie des proletarischen Kindes“ davon, dass Lehrer und Aufsichtspersonen Kinder mit einer „niedrigen sozialen Herkunft“ sehr viel häufiger prügelten als Kinder aus privilegierten Elternhäusern.
Von Andreas Kemper
2006 besuchte ich in New York eine Veranstaltung, in der verschiedene bekannte Menschenrechtsaktivist_innen Texte vortrugen aus der Geschichte der Vereinigten Staaten. Diese Texte hatte Howard Zinn zusammengestellt, der Autor von „Eine Geschichte des amerikanischen Volkes“. Es waren vergessene Texte von aus dem Alltagsbewusstsein verdrängten Kämpfen, beginnend mit der Gewalt von Kolumbus gegen die Arawak-Indianer_innen, über die Kämpfe gegen Sklaverei, Kämpfe der Frauenbewegung, Erzählungen aus den Stonewall-Riots und den Anti-Vietnamkriegs-Aktivitäten. Mir ging es so wie den vielen anderen im Saal, ich war sehr berührt. Im Folgenden zitiere ich eine Passage aus Howard Zinns Autobiographie „Schweigen heißt Lügen“, in der er von seinem klassenbewussten Aufwachsen in Brooklyn erzählt. (mehr…)
Die DDR hatte gegenüber der BRD bildungspolitisch einige Vorzüge, z.B. die frühe Abschaffung der Prügelstrafe, die entschlossene Entnazifizierung, der ernsthafte Versuch in den vierziger und fünfziger Jahren, die Bildungsbenachteiligung von Arbeiterkindern aufzuheben. Aber es hatte auch Nachteile, z.B. die frühe Militarisierung, wie sie sich im folgenden Lied zeigt… Andererseits lässt sich der Song gut im nächsten Polizeikessel anstimmen: „Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee…“
Patti Smith, Punk- und Rockmusikerin und Rockpoetin, hat eine Autobiographie herausgebracht: Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft, erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Patti Smith stammt aus armen Elternhaus und hatte eine längere Beziehung mit dem ebenfalls aus der Arbeiterschicht stammenden Fotografen Robert Mapplethorpe. Patti Smith engagierte sich in der Frauenbewegung.
„Do you like the world around you? Then change it.“